Horst  Elste

 

Keine schöne Weihnacht. Alle Jahre wieder.

Es ist für mich jedes Jahr dasselbe wenn das Weihnachtfest beginnt.
Ich muss dann immer an den 1.Feiertag im Jahre 1944 denken.
An diesem Tage erhielten wir die Nachricht, dass mein großer Bruder Horst im Krieg gefallen war. Diese Nachricht wurde uns während unseres Mittagsessen am 1.Feiertag überbracht. Der Ortgruppenleiter von Almrich überbrachte diese Nachricht. Gefallen für Führer, Volk, und Vaterland.

Dazu die Geschichte meines Bruders  von Anbeginn.
Geboren am 8.2.1925 verlief sein Leben in normalen Bahnen. Schule, Beruf, er erlernte auch das Klempner, und Installateurhandwerk bei meinen Vater.
Für mich war er der Bruder der immer für mich da war. Ich wurde von Ihm viel mit dem Fahrrad mitgenommen, und das war für mich das größte. Auch das Schwimmen in der Saale brachte er mir bei. Da hatte zu dieser Zeit die Jugend ihren Badeplatz oberhalb der Brücke so auf Höhe von Gräfs Haus.
Sogar ein Sprungbrett aus Steinen aufgeschichtet gab es da. Er selbst spielte auch Fußball mit seinen Alterskameraden. Dann begann für Ihn der Traum vom fliegen. Diesen konnte man aber zu dieser Zeit nur in der Flieger HJ betreiben. So wurde das Segelfliegen erlernt. Übungsplatz war ein Hang links von der Windlücke bei Schulpforta.
Heute sehe ich diesen Sport mit anderen Augen, denn es wurde schon Anfang der 1940er Jahre bewusst die Jugend für den schon laufenden Krieg vorbereitet. Gegen 42/43 wurde er dann eingezogen. Nach Ausbildung an verschiedenen Fliegerhorsten in Bayern, und in Schlesien wurde er dann zu einer Jagdfliegerstaffel „Udet“ versetzt. Erst im Osten fliegend, und dann im Jahre 1944 in den Westen versetzt sollten diese blutjungen Flieger  den Endsieg festigen helfen. Es mag ja vielleicht noch Begeisterung gewesen sein was diese jungen Menschen in den Krieg ziehen ließ, aber was war das Ende?. Wie in diesem Falle, war es der Tod. Ich hoffe, dass die heutige Jugend sich nicht wieder so vor den Karren der Mächtigen spannen lässt. Bei einem Luftkampf mit amerikanischen Jagdbombern wurde mein Bruder in der Nähe von Bastogne abgeschossen, und stürzte in die dort typischen felderbegrenzenden Hecken ab. Von einem Kameraden bekamen wir später die persönlichen Sachen geschickt.

Das Grab konnten wir erst im Jahre 1970 besuchen. Dies geschah mit Hilfe meiner Cousine Liesbeth Brunn, geb. Sander. Diese hatte nach langen Nachforschungen den Soldatenfriedhof in Dahlem in der Eifel gefunden.
Dort konnte ich dann mit meinen Eltern, und meiner Schwester Ruth seine letzte Ruhestätte besuchen. Ich frage mich heute noch, wie wäre mein, bzw. unser Leben verlaufen wenn mein Bruder Horst den unsinnigen Krieg überlebt hätte.

Das ist für mich auch der Grund am ersten Feiertag immer an meinen Bruder zu denken.

Ich glaube dass ich es wohl nie verwinden werde, auch nicht nach so langer Zeit.

                                                                        
                                                                          Rolf Elste, Dezember 2013

 

 


Horst Elste 1944 mit einer Me 109


Fußball ca. 1942/43 oben Links Horst Elste , 3. ter Hansi Weise-Geißler, Walter Liebing
Unten Rechts Hans Knof