Antennengemeinschaft
Naumburg / West ( Almrich ) |
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Rückblick
auf die Jahre von 1984 bis 2000 verfasst von |
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Dr.
Bottner, als Vorsitzender und Herrn Hausius, als Justitiar der
Gemeinschaft |
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Die Jahre
nach 1980 waren in der DDR gekennzeichnet durch wachsende
Unzufriedenheit unter der |
Bevölkerung. Die Versorgung verschlechterte sich weiter, während die SED
neben der Beschränkung |
vieler
Freiheiten ihre primitive und abstoßende Propaganda fortsetzte und sich
damit immer mehr |
von den
Realitäten des Alltags entfernte. Im gleichen Maße erhöhte sich die
Anziehungskraft der |
Bundesrepublik Deutschland, und wenn auch eine Überwindung der deutschen
Teilung noch in |
weitester
Ferne erschien, wollten die Bürger der DDR mehrheitlich mittels Funk und
Fernsehen einen |
Blick über
die Grenzen werfen. Längst hatte man die Versuche aus Ulbrichts Zeiten
aufgeben müssen, |
den
Empfang des Westfernsehens gewaltsam zu behindern durch Abbau von
Dachantennen, durch |
Störsender
sowie mit Einschüchterungen und Zwangsmitteln aller Art, mit denen nur
das Gegenteil |
erreicht
wurde. Nunmehr bemühte sich die DDR um weltweite Anerkennung, was jedoch
mit einer |
weiteren
Abschottung ihrer Bürger vom Rest der Welt nicht zu vereinbaren war.
Diese Anerkennung |
gelang ihr
auch weitgehend, jedoch mehr im Ausland als bei ihrem eigenen Volke. Es
bildeten sich |
zahlreiche
Antennengemeinschaften, die ihren Mitgliedern bei einem hohen
technischnen Aufwand |
einen
hinreichend guten Empfang der Westsender ermöglichten.Die SED Führung
duldete diese Ent- |
wicklung
in der Einschätzung, daß das Westfernsehen als eine Art Überdruckventil
die wachsende |
Unzufriedenheit der Bevölkerung auffangen würde. Diese Erwartung schien
sich zunächst zu erfüllen. |
Aber ,so
ist die Einschätzung, wurde der Zusammenbruch der DDR auch teilweise
durch die Medien |
begünstigt, besiegelt. |
In unserem
Naumburger Ortsteil Almrich waren durch die topographischen
Gegebenheiten schlechte |
Empfangsbedingungen, der Empfang war teilweise miserabel. |
Eine
kleine Gruppe um Herrn Eberhard Müller machte 1983 den Anfang zur
Gründung der Antennen- |
gemeinschaft Naumburg- West. Der fast vollständige Vorstand machte schon
eine gute Arbeit- nur |
Vorsitzender wollte keiner werden. Es konnte glücklicherweise Dr.
Bottner überzeugt werden, der |
trotz
gewisser Bedenken 1984 den Vorsitz übernommen hat. |
Die
Vorstandssitzungen fanden anfangs im Belegschaftsraum der Fa. Müller und
später bis zum Schluß |
im
Belegschaftsraum des DLK ( ab der Wende Servicecenter Körner )
statt. Die notwendigen Anträge |
für dieses
Vorhaben wurden vom Rat der Stadt Naumburg sowie der Deutschen Post
genehmigt. |
Die Gründe
für die Notwendigkeit wurden mit Versorgungslücken des DDR- Fernsehens
in den Seiten- |
tälern
angegeben. Jeder wußte natürlich, das sich alles nur um das
Westfernsehen drehte! |
Es
bedurfte keiner Werbung, jeder Haushalt wollte angeschlossen werden!
Systemnahe Bürger ver- |
hielten
sich ganz ruhig- sie hielten sich teilweise bei den Arbeitseinsätzen
fern und entrichteten die |
Pflichtleistung mit 5 Mark / Stunde. |
Die
Satzung der Antennengemeinschaft datierte in ihrer 1. Fassung vom
31.01.1984. Hiernach wurde |
für den
Beitritt eine Grundgebühr von 800 Mark und der jährliche
Erhaltungsbeitrag mit 15 Mark |
festgelegt. Entsprechend körperlicher Beschaffenheit und beruflicher
Qualifikation wurden von den Mit- |
gliedern
die 30 Pflichtstunden geleistet. ( Kabelgräben, E- Install. u.s.w. ) |
Bei den
ca. 500 Teilnehmern ergab sich eine Investition von 400 000 Mark. |
Wichtige
Bauteile, wie z. B. Kopfstellentechnik, und hochwertige Erdkabel konnten
innerhalb der |
Planwirtschaft nicht bereitgestellt werden. Ein kleiner eingeweihter
Personenkreis beschaffte diese |
Materialien, natürlich DDR- typisch mit entsprechenden " Nachhilfen ". |
Im Oktober
1985 wurde der Betrieb mit 6 Fersehprogrammen aufgenommen. Kurze Zeit
später |
wurden die
juristisch selbständigen Gemeinschaften Flemminger Weg und Almricher
Weinberge an |
ausgewählten Übergabepunkten angeschlossen,wodurch nun ca. 800 Haushalte
versorgt wurden. |
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Das
Finanzwesen der Antennengemeinschaft wurde in vereinfachter Form
entsprechend einem |
Wirtschaftsbetrieb gestaltet und von einer Revisionskommission
überwacht. Bei der Kreissparkasse |
wurden
Giro- und Festguthaben angelegt. |
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Die
Satzung der Antennengemeinschaft wurde bis zu ihrer letzten Fassung vom
05.12.1994 mehrmals |
überarbeitet, blieb aber in ihren Grundzügen unverändert.Die Verbindung
von Vorstand und Mitgliedern |
hielten
die in Kenntnis gesetzten Straßenbeauftragten bei der Jahreskassierung. |
Eine
Vollversammlung wurde nie veranstaltet- sie hätte den Rahmen gesprengt
und wäre konstruktiv |
ergebnislos geblieben. Mit allem Wichtigen, wie auch z. B. dem
Jahresrechenschaftsbericht, waren die |
Straßenbeauftragten unterrichtet. |
In
wenigen Fällen gab es Streitigkeiten, die vom Vorstand geklärt wurden.
Ernsthafte Probleme, die den |
Fortbestand der Gemeinschaft oder die Arbeit des Vorstandes in Frage
stellen konnten, hat es nie |
gegeben.
Gegen mögliche Schadensfälle oder Schadenersatzforderungen waren wir
ausreichend versichert. |
Beim
zuständigen Finanzamt sicherten wir uns gegen eine mögliche
Steuerpflicht. |
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Mit der
Währungsunion vom 01.07.1990 halbierte sich der Grundbetrag auf 400 DM.
Der Jahresbetrag war mit |
40 DM
festgelegt. Diese Beträge lagen weit unter den Tarifen nun
konkurrierender Kabelanbieter. |
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Die nun
ab der Wiedervereinigung geltenden Bundesgesetze
erlaubten das Betreiben solcher Anlagen aus- |
schließlich lizensierten Fachbetrieben. Wir erhielten jedoch im Juni
1994 vom Bundesamt für Post und |
Telekomminikation eine befristete Betriebserlaubnis für weitere 10
Jahre, also bis ins Jahr 2004! |
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Der
Vorstand stand nun vor der Aufgabe, möglichst bald einen geeigneten
Fachbetrieb zu finden, der in |
gewohnter
Weise die Versorgungsleistung fortführen kann. |
1998 kam
die Firma " Interfunk Mende " Bad Kösen Borlachstr. 35
in die engere Wahl und im Januar 1999 |
beschloß
der Vorstand entsprechend der Satzung die Auflösung der Gemeinschaft. |
Alle
Mitglieder wurden über die Entscheidung schriftlich unterrichtet und
erhoben keinen Einspruch. |
Die
Übergabe an " Interfunk Mende " am 01.07.1999 erfolgte gemäß den
Verträgen ohne finanzielle Nachteile |
und
Risiken für die Mitglieder. |
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Wir
blicken zurück auf 16 Jahre erfolgreicher Arbeit, die einen wesentlichen
Teil unserer Almricher Gemein- |
samkeit
gebildet hat und unseren Alltag mitbestimmte. Auch nach der Übergabe an
Interfunk Mende wurden |
die
Anlagen stets auf dem neuesten Stand gehalten und mit der vollständigen
Übertragung der |
Digitalprogramme erfolgte ein weiterer Qualitätssprung. |