Die Höhlenmenschen von Almrich
Die Lindenbergkinder müssen wohl von Natur aus
mit einem besonderen Gen
ausgestattet worden sein
- „Dem Buden- und Höhlenbau-Gen“- ! Wo
sie auch rumstromerten, überall bauten sie Buden. Auf Bäumen ,
im
Gebüsch, oder im Wald . Diese Kinder wohnten im vorderen Lindenberg. Da ich in
der Mitte wohnte, gehörte ich
sowohl zu der hinteren Bande ,als auch zu der vorderen. Die „Vordere“ waren
meist die Jahrgang Älteren
. Dazu gehörte „Jim“ , die Nindel, der Große von den Reumännern - das ist
Herbert, Tänzers Achim und einige Jungs aus der „Hohle“, der heutigen
Sachsenholzstraße .Auch aus dem Unterdorf und der Pfortastrasse waren ab und zu
einige dabei. Wie so oft, trieben wir uns mal wieder in den Diebeshöhlen oder
auch Sperlingshöhlen genannt, herum. Mit Kerzen, Stalllaternen, und einer langen
Schnur krochen wir in den Höhlengängen umher. Es hielt sich das Gerücht, dass es
eine Verbindung zu dem Dom .und nach Schulpforta geben sollte. Diese Verbindung
wollten wir finden. Alle Versuche endeten natürlich an den immer enger werdenden
Stollenenden. Irgendwann gaben wir die Versuche auf. Heute weiß ich dass es sich
lt. Aussage meines ehemaligen Kollegen Marcel Mazella ,einen Höhlenforscher aus
Naumburg, um unterirdische Steinbrüche handelt, die vor einigen Jahrhunderten
durch Abbau allmählich entstanden sind . Aber eine
neue Idee wurde geboren.
“Ein neuer Stollen musste her „ Unser Stollen!“ Die
alte Ausschachtung, unterhalb des Bismarckturmes,
wo
jetzt das Trafohaus steht, wurde als Höhlenanfang ausgewählt. Werkzeuge, Hacken
und Schaufeln waren schnell von zu Hause beschafft und los ging es .Schnell
waren wir 1 Meter in die Lehmwand eingedrungen, als wir merkten, dass das so
nicht weitergehen konnte. Denn wenn wir so weiter graben würden, kämen wir im
angrenzenden Straßengraben raus. Also wurde jetzt schräg nach unten gegraben.
Bald waren wir 2 Meter in dem Hang vorgedrungen .Nun wurde erst einmal ein Raum
von ca.2mal2 Meter ausgebuddelt .Der Lehm wurde nach unten in die Ausschachtung
geschüttet, was natürlich von den Erwachsenen nicht unbemerkt blieb. Inzwischen
hatten wir einen irrwitzigen Plan ! Um schneller vorwärts zu kommen, mussten wir
von oben nach unten graben, um uns irgendwann mal zu treffen d.h. wir fingen an
der Pfortenhangkante in unmittelbarer Nähe zum Bismarckturm zu graben an. Was
heißt graben ,dort war nur Kalksteinfelsen. Also abseilen und hacken was das
Zeug hielt. Herbert war der erste, den wir an Seilen an der steilen Wand
hinunter ließen. Dabei saß er auf einer selbst gebastelten Strickleiter .Das
konnte nicht gut gehen. Angst von der Leiter abzustürzen hatten wir nicht. Die
Gefahr kam von oben. Irgendwie hatte sich ein Stein gelöst und fiel Herbert auf
den Kopf. Halb bewusstlos hing er in der Strickleiter und wir zogen Ihn wieder
hoch. Dieser Plan wurde vorerst aufgegeben und wir arbeiteten wieder an der
Vergrößerung der begonnenen Höhle. Zum Schluss hatte die Höhle Platz für 6 bis 8
Personen mit extra Notausgang. Eines Tages
bekamen wir Besuch. 2 Russen kamen in unsere Höhle, gaben uns Geld zum Bier
holen. Flaschenbier gab es damals nicht. Also holten wir
“für unseren Vater“ das Bier in gläsernen Bierkrügen im „Bär“. Das
ging so einige Zeit gut, bis der Ortspolizist Kurt Tennstedt davon Wind bekam.
Eines Tages wurde unsere schöne Höhle zugeschüttet, weil wir zu nahe an die
Straße gekommen waren und Einsturzgefahr bestand.
Die „Höhlenmenschen von Almrich“ mussten
wieder ein neues Spielzeug aushecken.
H.R.